Überblick über
Bei einem Besuch von Avezzano in der Provinz von L’Aquila, kann man die Geschichte der Zerstörung, des Wiederaufbaus und der epochalen Veränderungen kennenlernen, die die Stadt zu einer Phoenix aus der Asche werden ließ, die mit jeder Wiedergeburt stärker wurde.
Man muss bedenken, dass die „Hauptstadt“ der Marsica – ein strategisch wichtiges Gebiet zwischen den Regionen Abruzzen und Latium, um die Ebene Piana del Fucino – von dem schrecklichen Erdbeben 1915 dem Erdboden gleich gemacht wurde, wie auch von den Bombenangriffen während des Zweiten Weltkriegs 1944. Aber seine antike Geschichte erzählt noch von einer weiteren Vernichtung, nämlich die, auf Befehl von Francesco del Balzo, Fürst von Andria, im Jahr 1361, um die Stadt zu bestrafen, weil diese den Feind unterstützte.
Und dann gibt es noch die Austrocknung des „bizarren“ Sees Lago Fucino, der einst der drittgrößte See des Dorfes war und der das Schicksal dieser Gegend in jeglicher Hinsicht beeinflusst hat.
Das Talbecken, das äußerst instabil und anfällig für schnelle und gefährliche Höhenveränderungen ist, beschädigt oft die Felder und die umliegende Bevölkerung, so dass es „ausgelöscht“ werden musste. Dies versuchte zuallererst der Römische Kaiser Claudius mit einem hydraulischen Projekt, das das große Ingenieurswissen dieser Epoche zeigt. Jahrhunderte später gelang es dann dem Fürst Alessandro Torlonia, der es am 30.Juni 1875 „verschwinden“ ließ. Heute ist die Ebene des Fucino einer der ertragreichsten Gebiete Italiens.
Einige Spuren der Vergangenheit Avezzanos haben doch überlebt. Dies kann man an der imposanten Burg Orsini-Colonna sehen, die in einer malerischen Position umgestaltet und umgebaut wurde; Römische, mittelalterliche und aus der Renaissance stammende Grabsteine wurden bei Ausgrabungen im Zentrum der Marsica gefunden. Ebenso Grabsäulen, Grabmonumente und Grabplatten wurden ans Tageslicht geholt, die man in der Aia dei Musei (Museumsgebäude) bewundern kann, ein Treffpunkt von Umwelt, Landschaft, Geschichte und Archäologie; in der Villa Torlonia neben dem charakteristischen hölzernen Gebäude des Padiglione Torlonia, das auch „Casino di caccia“ (Jagdhäuschen) genannt wird, kann man das Bauernmuseum besuchen und einen Spaziergang in den Romantischen Gärten machen, die mit ihren ca. 5 ha einen Lebensraum für jahrhundertealte Bäume und Pflanzen jeder Art bieten.
Nicht missen sollte man den Archäologischen Park, in dem Stollen und Tunnel zu sehen sind, die als Eingang zu einem Kanal aus der Claudianischen Epoche dienten und Reste der Arbeiten und Arbeitsmittel zeigen, die zur Austrocknung des Sees genutzt wurden und auf das Jahr 41 und 52 V.Chr. zurückgehen.
Begebt euch dann zum Incile del Fucino (Einlauf des Fucino) und zur Trockenlegung, die sich ca. 5 km von Avezzano entfernt befinden. Es ist interessant zu sehen, wie weitreichend dieses Projekt war. Es handelt sich um eine monumentale Infrastruktur im neoklassizistischen Stil. Am Anfang des Einlaufs, an dem aus zwei Läufen Wasser fließt, steht eine Marmorstatue der unbefleckten Madonna mit einer Höhe von 7 m. Flußaufwärts steht eine Brücke mit drei Bögen und einer gigantischen Schleuse.
Wenn man noch Zeit und Energie zur Verfügung hat, sollte man zu Fuß oder mit dem Mountainbike das Naturreservat Riserva naturale guidata Monte Salviano entdecken. Hier kann man auch Paragliding und Trial Running ausüben.
Diesen schönen Tag lässt am schließlich bei Tisch ausklingen und kostet eines der traditionellen Gerichte, wie die sagne und Bohnen, Maccheroni alla chitarra, Anellini alla Pecorara, Pecora alla callara (gekochtes Schaffleisch), Porchetta (Schweinefleisch), Ferratelle mostaccioli und Amaretti morbidi, alle typisch für die Region der Marsica.
Weitere Sehenswürdigkeiten:
- Die Kathedrale der Marsi
- Das Kloster der Madonna di Pietraquaria
- Die Kirche chiesa di San Giovanni Decollato
- Die Kirche chiesa di San Giuseppe
- Palazzo Torlonia
- Pfarrgebäude